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Hier spricht Rita.....
von Karin Gondek
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Ich muss Euch erzählen, was mir mal aufregendes passiert
ist:
Es war am Mittwoch, den 26. April 2000. Mittags. Irgendwie war
ich schlecht drauf, im Bad durfte ich nichts annagen, aus der Küche
wurde ich auch verjagt, so
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versuchte ich es halt im Wintergarten unter der Heizung an dem
Holzbalken. Da regt sich doch die Karin auf "du verdammtes
Mistviech, hör endlich auf, alles anzunagen" und reisst
mir den Teppich unter den Füssen weg. Ich mache einen Satz,
kreische meinerseits voll Empörung, wedle mit den Flügeln,
gewinne etwas an Höhe, und siehe da, (das geht ja prächtig),
raus aus dem Wintergarten, über den Rasen, sogar über
die Hecke komme ich, dann kann mich nichts mehr halten, ich komme
immer höher und höher, fliege die Strasse entlang, rum
um die Kurve und schon hatte mich Karin, die entsetzt hinter mir
her rannte, aus den Augen verloren.
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Ha, wenn man fliegen kann, ist man halt schneller als
zu Fuss! Da stand sie nun in der Kurve, fassungslos und auch voll
Bewunderung über meine Flugkünste und rief sich die Seele
aus dem Leib "Rita, komm, Rita, wo bist du", dazu bimmelte
sie dauernd mit meinem Spielzeug-Guggu. Naja, da musste ich doch lachen
und mit huhu und hallo antworten, bis sie mich schliesslich in der
Birke bei Bauers entdeckte.
Natürlich sass ich soweit oben, dass sie mit meinem Stöckchen
nicht ran kam. Jetzt wurde mir aber doch etwas mulmig zu mute, so
hoch sass ich noch nie. Karin verstand meine Hilferufe, aber sie
kam nicht rauf und holte mich runter. Nervös trippelte ich
auf dem Ast hin und her und flehte sie an, mir doch zu helfen. Sie
hielt mir dauernd das Stöckchen entgegen, aber von dieser Höhe
aus sah das lächerlich winzig aus. Was, da drauf soll ich landen,
bin bisher doch immer nur direkt draufgestiegen. Ich hing mich kopfüber
nach unten, aber das Stöckchen war immer noch zu weit weg.
Mit Engelszungen beschwor Karin mich, doch runterzufliegen. Auch
Paps stand unter dem Baum und rief und lockte.
Naja, dann nahm ich also meinen ganzen Mut zusammen und liess
mich fallen. Aber nein, bis zum Boden war das zu weit, also lieber
geradeaus über das nächste Haus und Richtung Tennisplatz.
Karin wie wild unten bimmelnd und rufend, Rita komm, Rita komm.
Gut, denn halt, machte ich ihr die Freude, drehte eine grosse Runde
und flog wieder zurück auf die Birke, aber noch viel höher
oben.
Uff, nun musste ich mich erstmal verschnaufen, ist doch aufregend
so ein Freiflug. Zum Glück hatte ich vorher noch richtig Mittag
gegessen und getrunken. Jetzt musste ich erstmal meine Federn ordentlich
putzen und mich von der Aufregung erholen. Dann habe ich ein Füsschen
eingezogen und allen Leuten verkündet, wie ich heisse "Rita
Gondek, Rita Gondek" und "komm Rita, wo bist du, was machst
du da", zwischendurch gepfiffen, es war richtig lustig, mir hat
es gefallen, meine Angst war verflogen.
Warum Karin nur unten so aufgeregt mich immer wieder aufforderte,
doch endlich herunter zu kommen, war mir wirklich schleierhaft.
Sie machte es sich schliesslich auf der Strasse auch gemütlich,
Paps hatte ihr einen Klappstuhl gebracht und etwas zu trinken. Er
blieb auch zu Hause, um mich oben auf der Birke zu bewundern. Erst
wollte er raufklettern, aber Karin hat das nicht zugelassen. Dann
holten sie von Bauers den Wasserschlauch, dass ich nicht lache,
mit dem dünnen Strahl wären sie nie bis zu mir raufgekommen.
Ausserdem hätte ich jetzt nichts gegen eine Dusche gehabt,
es war doch recht warm. Paps warf Tennisbälle hoch, hach, der
erreichte nie meine Höhe. Jetzt schmatzte Karin unten mit einem
Joghurt und hielt mir immer einladend einen Löffel hoch. Ein
Junge vom Spielplatz wedelte mit einem Eis rum, wäre auch nicht
zu verachten gewesen. Meine Schlafkiste wurde auch immer wieder
hochgehalten, aber ich gehe doch nicht bei diesem schönen Wetter
am helllichten Tag pennen, die haben wohl eine Meise. Und überhaupt,
diese Aussicht, herrlich.
So verflogen die Stunden. Inzwischen knurrte mein Magen wieder
und ich wurde etwas unruhig, was sollte ich nur tun. Durst hätte
ich jetzt auch. Und überhaupt, soll ich die Nacht auf dem Baum
verbringen oder nochmal eine Runde drehen? Unter dem Baum hatten
sich jetzt schon einige Leute versammelt und hielten Kriegsrat:
eine grosse Leiter muss her, vielleicht von der Feuerwehr?
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Karin ging nach Hause und hat telefoniert. Kurz drauf kam einer
vom Bauamt, besichtigte mich und die Birke, zückte sein Handy
und gab seine Anweisungen. Ihr glaubt es nicht, kurz drauf kam doch
tatsächlich das grosse Feuerwehrauto mit einer Drehleiter angefahren,
das halbe Quartier im Gänsemarsch hinterher.
Ich machte mich sicherheitshalber schon mal ganz dünn und drückte
mich an den Baumstamm.
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Die koppelten unten die Leiter ab, fuhren sie in Position und kurbelten
sie hoch. Karin hatte sich meine Schlafkiste umgebunden und wollte
doch anscheinend selbst auf die Leiter klettern, um mich runterzuholen.
Dabei hat sie doch schon Schiss, wenn sie mit der Leiter nur auf
unser Hausdach soll. Die haben da unten mit der ausgefahrenen Leiter
rumgefuhrwerkt, dass ich es langsam auch wieder mit der Angst zu
tun bekam und mich im Baum fallen liess. Die dachten schon, ich
fliege wieder ins Freie eine grosse Runde. Jetzt mussten sie die
Leiter wieder kleiner zusammenfahren und neu plazieren.
Nee, aber ohne mich, so ein Theater. Mit letzter Kraft flog ich
wieder los, knapp über das Feuerwehrauto weg und war verschwunden.
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Aber die vielen rumstehenden Leute haben doch gesehen, dass ich
es nur noch bis hinters Haus schaffte oben auf die Hecke.
Da waren sie mit der Feuerwehrleiter natürlich aufgeschmissen.
Paps flitzte nach Hause, holte unsere eigene Leiter und schob sie
innerhalb des stachligen Gestrüpps nach oben. Ich war inzwischen
reichlich nervös und verwirrt. Er wedelte mit meinem Stöckchen
rum, Karin hielt die Schlafkiste hoch und die Leute gafften alle.
Einer wollte sogar ein Netz nach mir werfen, ach, war das aufregend.
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Irgendwann trat ich dann mal auf das Stöckchen, sprang aber
wieder runter. Endlich hielt Paps mir die Kiste entgegen, also nichts
wie rein. Die Leute jubelten, also ich wieder raus. Aber da packte
er ganz fest zu, drückte mich an sich, ich konnte ihn kaum
beissen und kratzen, runter von der Leiter, mich in die Kiste gestopft,
das erwähnte Netz drüber und ab ging es nach Hause.
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Mann, war ich erledigt. Musste erst mal ordentlich was trinken.
Meine Leute sahen auch ganz geschafft aus.
Die Welt von oben hat mir sehr gefallen, aber daheim ist doch daheim.
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