das Magazin vom Vogelnetzwerk


Ausgabe 4
Juni 2002
 

 
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Wo ein Wille ist, ist auch ein - Schrank
von Petra

 
Hallo Vogeleltern,

ohne Nistkasten kein Brüten? Denkste! Hier eine kleine Geschichte, die zeigen soll, dass Vögel brüten wann sie das wollen und nicht wenn wir ihnen einen Nistkasten geben.

Im Dezember 2001 bekamen unsere 4 Graupapageien und 4 Nymphensittiche zusammen ein neues Vogelzimmer. Es hat etwa 25m², darin stehen einige Käfige, die als Futterstellen dienen und etliche Kletterbäume und Spielsachen. Die Zimmertemperatur beträgt 25 Grad und die Luftfeuchtigkeit 60 %. Der Raum ist mit einer Folie und darüber 6 cm Buchenholzgranulat ausgelegt.

In dem Zimmer gibt es eine Nymphenseite und eine Graupapageienseite, aber daran hält sich keiner der Vögel. Alle spielen quer durcheinander und manchmal sogar miteinander.

Eines Tages fehlte unser Grauer Jackomo (9 J.), und als er selbst auf Zurufen nicht reagierte machte ich mir Sorgen, denn er hätte ja auch in einem der anderen Räume entwischt sein können. Die Grauen kennen die ganze Wohnung und machen sich schon mal auf Entdeckungsreise.

Die Suche begann........und nachdem die Wohnung durchforstet worden war… zurück im Vogelzimmer kam er (wie selbstverständlich) unter einem der Schränke hervorgekrochen. Beim Umzug hatte sich ein Sockel gelöst und da war nun eine schöne "Höhle" entstanden, die Jacko entdeckt hatte. Immer häufiger saß er nun darunter und wir dachten uns nichts dabei, denn er hatte ja keine feste Partnerin. Carmen (9j.) hatte er, als wir ihn vor 1 ½ Jahren bekamen, fürchterlich angegriffen und seither meidet sie ihn und Betty (1 ½ j.) ist noch zu jung.

   

Also dachten wir: lass ihn da ruhig "spielen". Doch eines Tages fehlten 2 Graue.....hmmmmm, Carmen war ebenfalls weg! Nee, das kann nicht sein, die ist doch nicht mit Jacko da unter dem Schrank! Und......doch....Beide saßen zusammen da....ich war perplex! Ausgerechnet die Beiden. Nein, damit hatten wir nicht mehr gerechnet, dass ausgerechnet Carmen und Jacko sich zusammentun würden!

Am 18.02.02 fanden wir dann das erste Ei unter dem Schrank und Jacko bewachte sein "Nest" wie ein Tiger! Wehe man kam der Höhle zu nahe, dann hatte ich den Schnabel im Fleisch, aber im wahrsten Sinne des Wortes!

   

Im Abstand von 2-3 Tagen legte Carmen weitere Eier, bis es 5 Eier wurden. Wir errechneten den Stichtag des ersten Kükens -- den 18.03.02.

Die größte Sorge galt Carmen, da wir nicht wussten, ob Jacko sie auch fütterte, denn sie kam nur zum "Kacki machen" raus. Jeden Morgen und Abend fanden wir einen ca. 6cm Haufen vor dem Schrank. Ihr Schnabel sah schön verschmiert aus und so wussten wir, dass er seinen Job hervorragend erledigte. Wir stellten zusätzlich Näpfe direkt vor den Schrank und jeden Tag gab es Frisches und auch Ei und Babybreie, Vitamine und Mineralien. Ab und zu kam so auch Carmen hervor, mampfte ein wenig und verschwand wieder. Meine Befürchtung, sie könne Frisches mit in die Höhle schleppen und so die Eier durch "gammelnde Reste" in Gefahr bringen war grundlos. Sie hielt die Höhle so sauber, denn nichts war darin, aber auch gar nichts außer ihren ausgerupften Federn.

Bei der Schrankhöhle der Grauen kam noch ein Problem auf uns zu, denn das ganze Zimmer ist mit einer Teichfolie ausgelegt und unter dem Schrank hatten sie die Folie dermaßen zerfleddert, dass Carmen sich ständig darin verfing. Wir mussten also die Folie da entfernen, aber wie....ohne das Gelege zu verletzen? Vor Allem ließ uns Jacko nicht rankommen.

Wir nahmen einen Ball, rollten ihn durchs Zimmer und Jacko spurtete hinterher, denn es war ja ein potentieller Feind! Carmen unter dem Schrank hervorgeholt und die Eier vorsichtig, ohne sie zu drehen, in eine mit Sand gefüllte Schale gelegt. Die Folie weggeschnitten und eine 4 mm Spanplatte eingelegt, darauf Hamsterstreu und dann die Eier genauso wieder reingelegt.

   

Dann kam das Bangen, ob Carmen das Gelege weiter bebrütet oder es ablehnt. Es dauerte fast 3 Std. bis sie wieder auf ihren Eiern saß. Puhhhh….Glück gehabt!

Nun hieß es abwarten, ob die Eier auch befruchtet sind. Wir haben die Beiden schon gelegentlich erwischt als er sich an ihrem Hals (Hinterkopf) festgebissen hat und sie dann "getreten" hat, aber das ist noch keine Garantie.

Wir wollten die Eier nicht mit einer Schierlampe überprüfen, da Carmen mit dem Folienentfernen schon genug Stress hatte. Also warteten wir den Stichtag ab.

Zwischenzeitlich sahen wir öfter mal unter den Schrank und hatte so unsere "Kämpfe" mit Jacko, denn der wachte jede Sekunde über seine "Familie". Natürlich landete Jacko dann auch einen Treffer - nun fehlt mir ein Stückchen Ohr-selber Schuld, was hab ich auch an seinem Nest zu suchen!

Carmen hatte inzwischen einen völlig kahlen Kopf, denn Jacko hat ihr vor lauter Zuneigung die ganzen Federn vom Kopf gepflückt.

 

Tja und dann kam der Tag X, auf den wir uns gut vorbereitet hatten. Wir hatten zwischenzeitlich schon die Zuchtgenehmigung bekommen und die Ringe waren auch schon da. Einen Wärmeschrank und Aufzuchtsfutter hatten wir von einem befreundeten Züchter organisiert, denn wenn Carmen die Kükies nicht ausreichend versorgt hätte, würden wir eingreifen müssen und diese "Mutterrolle" übernehmen.

Doch es tat sich nichts, es war kein Rascheln zu hören, kein piepsen, nichts…einfach nichts. Normalerweise beträgt die Brutzeit ca. 28 Tage, kann aber auch schon mal 30-35 Tage dauern, aber dann sollte man schon was hören können.

Am 21.03.02 ist mir allerdings die Geduldsschnur gerissen und ich habe die Eier durchleuchtet. Keine Küken--- zwei Eier hatten zwar einen dunklen Schimmer, aber eben "nur" einen Schimmer.

Am 01.04.02 haben wir die Eier dann entfernt und sie geöffnet. Es stellte sich heraus, dass 2 Eier tatsächlich befruchtet waren und die Küken sehr früh abgestorben sind. Das kann viele Gründe haben, wie zum Beispiel Mangelerscheinungen der Henne, Bakterien im Nest, Luftfeuchtigkeit nicht optimal (bei uns waren 60% - ist OK). Woran es in unserem Fall gelegen hat, wissen wir noch nicht.

   
Nun warten wir noch ne Weile, dass sich die Beiden etwas erholen und dann gehen wir zum "Nachcheck" zum Doc, dann werden wir von Carmen mal die Blutwerte checken lassen um Mangelerscheinungen auszuschließen oder festzustellen.

Nach dem "Eierklau" ist die Carmen immerzu im Kreis in ihrer Höhle gelaufen, nach dem Motto: wo sind sie nur? Aber am nächsten Tag hatte sie es dann verstanden, dass die Eier weg sind und bleiben.

Wir werden versuchen, ob die Beiden im Herbst noch einmal Lust haben Nachwuchs zu bekommen. Bis dahin haben wir auch richtige Bruthöhlen, die sie hoffentlich auch annehmen
   
Nachtrag:

Die nebenstehenden Bilder zeigen die geöffneten Einer mit den frühzeitig abgestorbenen Küken.

Tja, mein TA sagt, ich hätte die Eier mitbringen sollen, dann hätte er sie untersuchen und definitiv sagen können woran es gelegen hat, dass die zwei Küken abgestorben sind.

Allerdings habe ich Carmen 2 Wochen danach untersuchen lassen und er stellte fest, dass sie Streptokokken hat. Die Vermutung liegt also nahe, dass das auch die Ursache für das frühzeitige Absterben der Küken war, denn ansonsten ist sie total fit.

Jacko ist kerngesund, also an ihm kann es auch nicht gelegen haben. Die Vermutung, dass die Eier zu lange ohne Wärme waren scheidet aus, da die Untergrund-Wechsel-Aktion nicht allzu lange gedauert hat und sie ansonsten stets drauf saß.

 

Sie wird seitdem behandelt, hat aber leider nach drei Wochen wieder zu legen angefangen. 6 Eier hat sie. Mal sehen, ob es nun doch noch klappt, wenn nicht nehme ich dieses Mal die Eier mit und dann kann er auch definitiv sagen, ob es an den Streptokokken gelegen hat.

Eure Petra

   

 

 
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