das Magazin vom Vogelnetzwerk


Ausgabe 4
Juni 2002
 

 
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Erfahrungen mit dem Veilchenastrilden
von Joachim Röder

Der Veilchenastrild (Granatina ianthinogaster) ist ein nicht häufig eingeführter Prachtfink, der aus Sambia und Äthiopien zu uns kommt. Die Geschlechter sind unterschiedlich gefärbt. Das Männchen besitzt ein wunderbares Brust- und Bauchgefieder, das violett glänzt. Auch die Augengegend ist beim Männchen blau, beim Weibchen dagegen weiß gefärbt. Auf eine nähere Beschreibung möchte ich an dieser Stelle verzichten, da in der einschlägigen Literatur genügend Bilder vorhanden sind.

Der Veilchenastrild war schon immer ein Vogel, der mich auch durch seine Eleganz begeistern konnte. Da man fast nichts über erfolgreiche Bruten lesen konnte, stieg mein Interesse, es einmal mit dieser Art zu probieren. Durch Zufall hörte ich damals (1985) von einem Züchterkollegen, dass er ein Pärchen besäße, das auch schon 3 Bruten in 1984 versucht hatte. Immer waren die Eier befruchtet, die Jungen kamen auch zum Schlupf, jedoch starben sie immer am 5. Tag mit vollem Kropf. Dieses Pärchen konnte ich nun im Tausch gegen andere Prachtfinken bekommen. Da sie kerngesund waren, brachte ich sie gleich in einer Zuchtvoliere unter, in der sich je ein Pärchen Perlhalsamadinen, Dunkelrote Amaranten und Schlegels Grüne Tropfenastrilden befanden. Die Voliere hatte eine Grundfläche von 2,80 m x 1,50 m und eine Höhe von 2,20 m. Da Veilchenastrilden gerne ihre Nester freistehend errichten, war eine Seite der Voliere mit Ginster verkleidet, in dem auch die o.g. Arten ihre Nester bauten. Der Bodenbelag bestand zu 2/3 aus frischer Walderde und zu 1/3 aus Sand. Das Futter wurde mit Ausnahme der Kolbenhirse in flachen Schalen auf dem Boden gereicht. Die Raumtemperatur lag konstant bei 22 0 C, die tägliche Beleuchtungsdauer betrug 12 Stunden. Nachts brannte eine schwache Nachtbeleuchtung, die in etwa dem Mondlicht ähnelt.

An Futter wurde ein übliches Exotenmischfutter trocken und gekeimt, Kolbenhirse und Spitzsaat gereicht. Tierisches Futter darf in keinem Fall fehlen und sollte möglichst vielseitig gereicht werden. Meine Veilchenastrilde bevorzugten gefrostete Ameisenpuppen, Pinkymaden, Buffalokäfer und Mehlkäferlarven. Wichtig dabei ist, dass die Käferlarven vor der Verfütterung sehr gut und vitaminreich gefüttert werden. Buffalo- und Mehlkäferlarven, die in ihrem eigenen Kot leben, sind wertlos! Zusätzlich bekamen die Vögel zwei Mal wöchentlich einen Multivitaminzusatz ins Trinkwasser, was ich heute allerdings nicht mehr anwende. An Mineralien gab es ausschließlich käuflichen Vogelgrit.

Nach kurzer Zeit hatten sich die Vögel in die Gemeinschaft integriert, wobei es keinerlei Schwierigkeiten gab. Nach etwa drei Wochen fand ich plötzlich ein wohl über Nacht entstandenes Nest im Ginstergestrüpp, das ausschließlich aus Kokosfasern gebaut wurde. Zur Auspolsterung wurden weiße, kurz geschnittene Sisalfasern benutzt.

Am folgenden Tag lag schon das erste Ei im Nest, dem noch zwei weitere folgten. Die Vögel brüteten abwechselnd sehr fest und ließen sich zu keiner Zeit stören. Ein auffälliges Fressverhalten konnte während dieser Zeit nicht beobachtet werden.

Nach einer Brutzeit von 13 Tagen schlüpften zwei Junge, das dritte einen Tag später. Der Schlupf war schon am Verhalten der Eltern zu erkennen, die emsig die Walderde nach Futtertieren absuchten. Gleichzeitig wurden die Ameisenpuppen in großen Mengen angenommen und an die Jungen verfüttert. Nun hoffte ich auf eine erfolgreiche Aufzucht der Jungen, doch erinnerte ich mich an die Worte meines Kollegen, bei dem die Jungen immer nur 4 Tage überlebten. Ähnliches ist auch bei den Lauchgrünen Papageiamadinen bekannt, die ihre Jungen nur 5 Tage hudern. Sie sterben meist gut gefüttert an Unterkühlung. Aus diesem Grund befestigte ich einen Dunkelstrahler in ca. 25 cm Abstand unter dem Nest, nahm ihn aber noch nicht in Betrieb, um die Altvögel nicht durch die zusätzliche Wärme zu stören. Selbstverständlich wurden die Veilchenastrilde genau beobachtet, doch saß zunächst immer ein Altvogel auf den Jungen. Doch wie vermutet, verließen am 5. Tag beide Eltern die Jungen, um nach Futter zu suchen. Nach kurzer Zeit schaltete ich die Wärmequelle ein. Nach einiger Zeit war es das Männchen, das das Nest anflog und ohne zu zögern hineinschlüpfte. Kurz darauf kam es wieder zum Vorschein und suchte erneut nach Futter. Von da an wurden die Jungen nicht mehr von den Eltern gewärmt, aber bestens mit Futter versorgt. Am 11. Tag wurden die Jungen von mir geschlossen beringt, was ebenfalls von den Eltern nicht übel genommen wurde.

20 Tage nach dem Schlupf verließen die Jungen das Nest. Sie besaßen zwar noch nicht den langen Schwanz der Eltern (s. Foto), waren aber gut befiedert. Die Farbe glich etwa dem des Weibchens, jedoch besaßen sie keine weiße Gesichtszeichnung.

 
Meine Freude war natürlich groß. Was sollte jetzt noch passieren? Nach einer Woche saßen die Jungen plötzlich aufgeplustert in der Voliere, wobei sie nicht von den Eltern gejagt wurden! Sie bettelten kaum noch um Futter und gingen in den nächsten 5 Tagen ein. Meine Enttäuschung war natürlich riesig.

Die Eltern begannen kurz darauf mit einer weiteren Brut. Während dieser Zeit führte ich einige Gespräche mit Züchterkollegen, die auch eine Menge Ratschläge gaben.

U. a. riet mir Heinz-Günter Hartmann, ein wohl den meisten bekannter engagierter Züchter und Preisrichter, den Vögeln jeden Tag frische Vogelmiere zu bieten. Außerdem sollte nach dem Ausfliegen die Fütterung von Mehlkäferlarven eingestellt werden.

Diese Hinweise setzte ich in die Tat um. Die Brut verlief wie die erste, mit dem Unterschied, dass jetzt die Jungen tatsächlich selbstständig wurden. Die Vogelmiere sollte in Pflanzkübeln ausgesät werden, damit man sicher sein kann, dass sie nicht mit Pflanzenschutzmitteln und anderen Giften in Berührung gekommen ist. Warum gerade die Vogelmiere dafür verantwortlich sein soll, kann ich bis heute nicht erklären, es hat zumindest geholfen.

   

 

 
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