das Magazin vom Vogelnetzwerk


Ausgabe 4
Juni 2002
 

 
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Die Sperlinge
von Richard J. Blach

Sie sind uns allen ein Begriff, denn tagtäglich können wir ihnen
auf Straßen und Feldern begegnen: die Sperlinge.

Der wohl bekannteste unter ihnen ist der Haussperling (Passer domesticus), der sich meist in der Nähe von menschlichen Ansiedlungen zu Schwärmen zusammenschließt, um sich von unserem Zivilisationsabfall zu nähren und seine Nester oft direkt unter unsere Dächer zu bauen.

Haussperling

Bild 1

Der Haussperling ist bei weitem nicht der einzige Sperling, der unseren Kontinent bewohnt, denn er ist ein Teil der umfangreichen Finkenfamilie der Sperlinge und Schneefinken (Passeridae).

Zu den eigentlichen Sperlingen in dieser Familie zählen aber nur der oben bereits erwähnte Haussperling (Passer domesticus), der weniger bekannte Feldsperling (Passer montanus), der äusserst seltene Steinsperling (Petronia petronia), sowie der Italiensperling (Passer italiae) und der Weidensperling (Passer hispaniolensis), mit seiner sattschwarzen Brust.

Alle Sperlingsarten ernähren sich hauptsächlich von Körnern, ziehen aber ihre Jungen rein mit Insektenkost auf. Sie bewohnen den gesamten europäischen Kontinent, einschließlich England, wobei sie sich meist in direkter Angrenzung an den Menschen niederlassen.

Der Feldsperling gleicht auf den ersten Blick seinem größeren Verwandten, dem Haussperling, doch bei genauerem Hinsehen, entdeckt man einige eminente Unterschiede.

Der Feldsperling besitzt einen kupferroten Scheitel und einen herausstechenden schwarzen Wangenfleck, wobei beide Geschlechter gleich gefärbt sind. Beim Haussperling trägt nur das Männchen das Prachtkleid mit den kastanienbraunen Oberaugenstreifen und der
Feldsperling
Bild 2

grauen Kopfmitte, wohingegen sein Weibchen in seinen braunen und grauen Tönen kaum auffällt. Der Feldsperling brütet obendrein nur in Höhlen, man kennt ihn auch als "Nistkastendieb", während sein Verwandter, der Haussperling zuweilen auch freistehende, kugelförmige Nester auf Bäume und in wildem Wein baut. Normalerweise legen Sperlinge 5-6 dunkel gefleckte Eier, wobei oft eines heller ist, als seine "Geschwister".

Mögen sie auch noch so hübsch gefärbt, und so drollig im Verhalten sein, Gesangskünstler sind die Sperlinge nicht. Das Schilpen und Zetern der balzwütigen Männchen scheint teilweise nicht einmal ihren Auserkorenen zu gefallen.

Der Steinsperling ist ein sehr versteckt lebender, und wohl deshalb auch unbekannter Vertreter der Sperlinge, der in Mitteleuropa als ausgestorben gilt. Er ähnelt einem Haussperlingsweibchen, hat aber zwei deutliche, dunkle Streifen auf dem Kopf, weiße Federn am Schwanzende und einen etwas versteckten, gelben Kehlfleck. Ferner hat er auch andere Bewegungen als der Haussperling, er hüpft nicht, sondern läuft mit trippelnden Schritten. Auch bei ihm sind beide Geschlechter gleich gefärbt.
Der Weidensperling ist in Teilen Spaniens und Griechenlands anzutreffen. Das Männchen ist durch seine viel ausgedehntere schwarze Kehle und Vorderbrust, schwarzgestreifte Flanken und viel dunkleren Rücken vom Haussperling zu unterscheiden, während Weibchen und Juvenile diesen gleichen. In der Regel halten sich diese kleinen Finken weniger in menschlicher Nähe auf, sondern bevorzugen Gebüsche und Unterdickichte in Wäldern, wo sie kolonieweise brüten. Weidensperling
Bild 3
Der letzte in der Gruppe der Sperlinge ist nun der Italiensperling, der den Haussperling in Italien "ablöst". Das Männchen ist dem Haussperlingshahn ähnlich, hat aber einen rotbraunen Scheitel (nicht grau) und hellere Wangen und Unterseite. Das Weibchen gleicht, wie beim Weidensperling, fast zur Gänze dem des Haussperlings.

All diese Sperlingsarten, ausgenommen dem Steinsperling, scheinen uns häufig, doch in Wirklichkeit steht es schlecht um diese kleinen Clowns der Straße. Sie werden nur zu oft als Schädlinge an Getreide und in Nistkästen angesehen, und vom Menschen vertrieben, was den Bestand dieser Finken im Laufe des letzten Jahrzehnts drastisch schrumpfen ließ.

Deshalb hat der NABU beschlossen, den Haussperling zum Vogel des Jahres 2002 zu erküren, um den Menschen den Rückgang seiner Bestände vor Augen zu führen. Ich möchte in diesem Sinne um Respekt und Verständnis für diese charmanten, kleinen Vögel werben, denn was wären unsere Städte, unsere Dörfer und unsere Straßen ohne sie? Einsam!
Haussperling
  Bild 4
Feldsperling Feldsperling
Bild 5 Bild 6
Bild 1: © NABU/Siegel |
Bild 2, 3: Bild 2 und 3: © Thorsten Stegmann, http://www.naturfotogalerie.de
Bild 4 © Eva Hejda
Bild 5 und 6: © Stefan Wehr
 
 
 
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