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Die Sperlinge
von Richard J. Blach
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Sie sind uns allen ein Begriff,
denn tagtäglich können wir ihnen
auf Straßen und Feldern begegnen: die Sperlinge. |
Der wohl bekannteste unter ihnen ist der Haussperling (Passer
domesticus), der sich meist in der Nähe von menschlichen Ansiedlungen
zu Schwärmen zusammenschließt, um sich von unserem Zivilisationsabfall
zu nähren und seine Nester oft direkt unter unsere Dächer
zu bauen.
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Bild 1 |
Der Haussperling ist bei weitem nicht der einzige Sperling, der
unseren Kontinent bewohnt, denn er ist ein Teil der umfangreichen
Finkenfamilie der Sperlinge und Schneefinken (Passeridae).
Zu den eigentlichen Sperlingen in dieser Familie zählen aber
nur der oben bereits erwähnte Haussperling (Passer domesticus),
der weniger bekannte Feldsperling (Passer montanus), der äusserst
seltene Steinsperling (Petronia petronia), sowie der Italiensperling
(Passer italiae) und der Weidensperling (Passer hispaniolensis),
mit seiner sattschwarzen Brust.
Alle Sperlingsarten ernähren sich hauptsächlich von Körnern,
ziehen aber ihre Jungen rein mit Insektenkost auf. Sie bewohnen
den gesamten europäischen Kontinent, einschließlich England,
wobei sie sich meist in direkter Angrenzung an den Menschen niederlassen.
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Der Feldsperling gleicht auf den ersten Blick
seinem größeren Verwandten, dem Haussperling, doch bei
genauerem Hinsehen, entdeckt man einige eminente Unterschiede.
Der Feldsperling besitzt einen kupferroten Scheitel und einen herausstechenden
schwarzen Wangenfleck, wobei beide Geschlechter gleich gefärbt
sind. Beim Haussperling trägt nur das Männchen das Prachtkleid
mit den kastanienbraunen Oberaugenstreifen und der |
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Bild 2 |
grauen Kopfmitte, wohingegen sein Weibchen in seinen braunen und
grauen Tönen kaum auffällt. Der Feldsperling brütet
obendrein nur in Höhlen, man kennt ihn auch als "Nistkastendieb",
während sein Verwandter, der Haussperling zuweilen auch freistehende,
kugelförmige Nester auf Bäume und in wildem Wein baut.
Normalerweise legen Sperlinge 5-6 dunkel gefleckte Eier, wobei oft
eines heller ist, als seine "Geschwister".
Mögen sie auch noch so hübsch gefärbt, und so drollig
im Verhalten sein, Gesangskünstler sind die Sperlinge nicht.
Das Schilpen und Zetern der balzwütigen Männchen scheint
teilweise nicht einmal ihren Auserkorenen zu gefallen.
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Der Steinsperling ist ein sehr versteckt lebender, und
wohl deshalb auch unbekannter Vertreter der Sperlinge, der in Mitteleuropa
als ausgestorben gilt. Er ähnelt einem Haussperlingsweibchen,
hat aber zwei deutliche, dunkle Streifen auf dem Kopf, weiße
Federn am Schwanzende und einen etwas versteckten, gelben Kehlfleck.
Ferner hat er auch andere Bewegungen als der Haussperling, er hüpft
nicht, sondern läuft mit trippelnden Schritten. Auch bei ihm
sind beide Geschlechter gleich gefärbt. |
Der Weidensperling ist in Teilen Spaniens und
Griechenlands anzutreffen. Das Männchen ist durch seine viel
ausgedehntere schwarze Kehle und Vorderbrust, schwarzgestreifte Flanken
und viel dunkleren Rücken vom Haussperling zu unterscheiden,
während Weibchen und Juvenile diesen gleichen. In der Regel halten
sich diese kleinen Finken weniger in menschlicher Nähe auf, sondern
bevorzugen Gebüsche und Unterdickichte in Wäldern, wo sie
kolonieweise brüten. |
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Bild 3 |
Der letzte in der Gruppe der Sperlinge ist nun der Italiensperling,
der den Haussperling in Italien "ablöst". Das Männchen
ist dem Haussperlingshahn ähnlich, hat aber einen rotbraunen
Scheitel (nicht grau) und hellere Wangen und Unterseite. Das Weibchen
gleicht, wie beim Weidensperling, fast zur Gänze dem des Haussperlings.
All diese Sperlingsarten, ausgenommen dem Steinsperling, scheinen
uns häufig, doch in Wirklichkeit steht es schlecht um diese
kleinen Clowns der Straße. Sie werden nur zu oft als Schädlinge
an Getreide und in Nistkästen angesehen, und vom Menschen vertrieben,
was den Bestand dieser Finken im Laufe des letzten Jahrzehnts drastisch
schrumpfen ließ.
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Deshalb hat der NABU beschlossen, den Haussperling zum Vogel des
Jahres 2002 zu erküren, um den Menschen den Rückgang seiner
Bestände vor Augen zu führen. Ich möchte in diesem
Sinne um Respekt und Verständnis für diese charmanten, kleinen
Vögel werben, denn was wären unsere Städte, unsere
Dörfer und unsere Straßen ohne sie? Einsam!
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Bild 4 |
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Bild 5 |
Bild 6 |
Bild 1: © NABU/Siegel | |
Bild 2, 3: Bild 2 und 3: © Thorsten
Stegmann, http://www.naturfotogalerie.de |
Bild 4 © Eva Hejda |
Bild 5 und 6: © Stefan Wehr |
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