Pirol:
Otwin, was fasziniert Dich so sehr an Kranichen?
Otwin Franz:
Der Kranich ist eine der faszinierendsten Vogelarten, die es gibt.
Sie legen 2 x im Jahr Tausende von Kilometer zurück und fliegen
immer wieder die gleichen Routen. Ob es auch immer die gleichen
Vögel sind weiß ich nicht.
Pirol:
Und wann ist dieses Interesse entstanden?
Otwin Franz:
1980 habe ich angefangen Wanderfalken zu bewachen. Während
dieser Bewachung kamen wir auf andere Vogelarten, die man auch bewacht.
Also auch auf den Kranich. Ich habe mich beim WWF angemeldet als
Mitglied und habe dann im Januar 1981 einen Aufruf gelesen, dass
Bewacher gesucht werden. Ich habe mich dort angemeldet und habe
das dann bis 1988 gemacht.
Pirol:
Erzähle doch mehr über Deine Zeit als Bewacher! Was war
Deine Aufgabe? Wo, Wann und Wie bewacht man? Was hast Du in dieser
Zeit erlebt? Und was veranlasste Dich, nach all den Jahren aufzuhören?
Otwin Franz:
Die Hauptaufgabe eines Bewachers ist es, alle Wege rund um das Brutgebiet
zu bewachen - das bedeutet aufzupassen, dass niemand in die Sperrgebiete,
also in das Brutgebiet der Kraniche, eindringt, da Kraniche sehr
störanfällige Tiere sind. Wenn sie durch menschliche Störungen
das Nest verlassen müssen, führt dies zum Brutabbruch.
Man bewacht dort wo Kraniche brüten. Die Bewachungszeit geht
in der Regel vom 2. März Wochenende bis zum 2. Mai Wochenende.
Das schönste Erlebnis war ein Brutpaar auf einer Wiese mit
einem ein paar Tage alten Küken. Nach der Wende wollte man
mich halt nicht mehr haben. Im 10. Jahr durfte ich sogar mal Seeadler
bewachen.
Pirol:
Kannst Du dieses schöne Erlebnis mit dem Kranichpaar näher
beschreiben?
Otwin Franz:
Man stellt sich das so vor: Zur Beobachtung steht man auf einem
Feldweg. Der Waldrand kann zwar gesehen werden, aber das Gras ist
so hoch und von der Entfernung her kann man die Kleinen mit dem
bloßen Auge nicht erkennen. Durch Erfahrung sieht man, dass
die Alttiere sehr langsam auf die Wiese ziehen und sich das eine
Alttier auch mal auf den Boden setzt und wenn ein Reh oder so in
der Nähe ist dieses auch vertreibt. Das ist ein sicheres Zeichen
das die Kraniche führen wie man da zu sagt, wenn ein oder mehrere
Jungküken da sind. Erst mit einem Spektiv kann man bei genauerem
Hinsehen erkennen, dass da im Gras ein kleines braunes Wollknäuel
- wie ja junge Küken so aussehen (also Enten, Hühner und
der gleichen) herumläuft und am Picken ist. Um das erkennen
zu können braucht man schon Geduld und Ausdauer. Aber es ist
ein unvergessliches Erlebnis, wenn man das mal in der Natur gesehen
hat.
Pirol:
Gibt es auch ein Erlebnis, an welches Du Dich nicht gerne zurückerinnerst?
Etwas trauriges oder ärgerliches?
Otwin Franz:
Nein gibt es nicht. Zum Glück
Pirol:
Wie genau engagierst Du Dich heute für diese Vögel?
Otwin Franz:
Meine Hauptarbeit ist die Schreibtischarbeit
Pirol:
Du hast eine Web-Seite http://kraniche.vogelfreund.net! Wie ist
diese entstanden?
Otwin Franz:
Am 11.11.1998 hatte ich die Idee mal im Internet unter dem Stichwort
Kraniche zu suchen. Habe da aber keine entsprechende Webseite gefunden.
Da ich immer mal wissen wollte wie so was gemacht wird habe ich
mich hingesetzt und die Webseite erstellt
Pirol:
Und, arbeitest Du auch mit ausländischen Kranichschutzorganisationen
zusammen?
Otwin Franz:
Ja ich koordiniere die ganzen Zug- und Rastdaten aus Europa und
Nordafrika (Israel) Das heißt bei mir laufen die ganzen Meldungen
zusammen und werden in das Netz gestellt und irgend wann auch mal
ausgewertet
Pirol:
Du bekommst oft zig Meldungen am Tag ... ist es nicht sehr schwierig,
da den Überblick zu behalten? Dazu kommen auch noch die Auswertungen,
die von Dir gemacht werden!
Otwin Franz:
Die wichtigste Arbeit ist zu nächst die Erfassung der Daten.
Eine Auswertung wird irgendwann von meinem "Helferteam"
durchgeführt. Zum Glück habe ich da 2 Jungs, die mir intensiv
bei meiner Arbeit helfen und mich auch sehr stark unterstützen.
Pirol:
Die Kranicharbeit ist ja nicht Dein Beruf ! Wie viel Zeit investierst
Du für Deine Aufgaben "Rund um den Kranich" ?
Otwin Franz:
Für den Kranich bin ich rund um die Uhr erreichbar
Pirol:
Otwin, wie bist Du auf das Vogelnetzwerk gestoßen?
Otwin Franz:
Durch die Newsgroupsliste die ich mal bekommen habe. Zuerst habe
ich Patrick angeboten, das Thema Kranich zu schreiben. Später
habe ich dann alle Kranicharten ins Lexikon gestellt.
Pirol:
Wurde das Kranichforum für Dich eröffnet oder existierte
es bereits?
Otwin Franz:
Als Ergebnis des Lexikons wurde für mich das Forum eingerichtet
. Später habe ich auch dann meine Webseite bei Patrick auf
den Server abgelegt
Pirol:
Dieses von Dir moderierte Spezialforum gibt Auskunft über Haltung
und Freileben der Kraniche. Hast Du selbst Erfahrung mit der Haltung
dieser Vögel, Otwin?
Otwin Franz:
Nein ich habe keine Erfahrung mit der Haltung dieser Vögel
Pirol:
Wie siehst Du die Zukunft des Kranichs?
Otwin Franz:
Ich sehe gute Aussichten für den Kranich, sowohl in Deutschland
als auch in Europäischen Brutgebieten. Allerdings müssen
in den ehemaligen Ostblockstaaten Verbesserungen an den traditionellen
Rastplätzen vorgenommen werden. Das heißt, das bisherige
landwirtschaftliche Nahrungsangebot wie Getreide, Kartoffeln und
Mais muss wieder hergestellt werden, damit die alten Rastplätze
wieder aufgesucht werden und sich damit die Rastplatzsituation im
Westen, also bei uns, wieder entschärft.
Pirol:
Wir danken Dir für das Gespräch
Otwin Franz:
Bitte sehr, habe ich gerne gemacht |