Und sie
kamen. Ungefähr fünf rauschten heran. Nicht umsonst
gelten die Kakas als die Clowns der Wälder, so wie ihre
nahen Verwandten, die Keas, als Clowns der Berge. Sie kapriolten
mit dem Futter herum, nahmen Kameras und Ferngläser in
Augen-schein und zausten "ihrem" Projektleiter zärtlich
die Haare, bevor sie nach etwa einer Viertelstunde laut kreischend
im nahen Wald verschwanden. Wir waren alle pitschnass und
durchgefroren aber glücklich.
Die Überfahrt
mit der Fähre von der Nord- auf die Südinsel ist
bei ent-sprechendem Wetter atemberaubend schön. Die letzte
Teilstrecke führt durch die Marlborough Sounds, eine
einsame und wilde Schären- und Inselland-schaft. Gleich
dem Hafen gegenüber hat "Dolphin Watch" von
Zoe und Les Battersby ein kleines Büro. Mit dem freundlichen
und kundigen älteren Ehepaar kann man fast täglich
auf eine Bootstour durch die Sounds gehen. Mit etwas Glück
sieht man Robben und Delphine, manchmal kommen sogar Orcas
in die Buchten. Höhepunkt der Ausflugsfahrt ist das Anlegen
auf einer kleinen Insel weit draußen. Motuara Island
ist ein Beispiel für effektiven Artenschutz, wie er in
Neuseeland oft betrieben wird: Vorgelagerte Inseln werden
von sämtlichen Säugetieren befreit und gefährdete
Vogelarten auf ihnen ausgesetzt; auf Motuara ist es unter
anderem das kleine South Island Robin.
Außer
der neuseeländischen Naturschutzbehörde, dem DoC,
dürfen nur Zoe und Les auf Motuara anlegen die Gefahr,
Ratten oder Mäuse einzuschleppen, wäre sonst zu
groß. Das Wasser um die kleine Insel ist glasklar; wir
sind ein kleiner Trupp von sechs Besuchern, der sich auf den
kurzen, aber steilen Anstieg zur höchsten Erhebung auf
der Insel macht.
Unterwegs
kratzt Zoe mit einem Stock den Boden auf; sofort kommt ein
kleiner Vogel angehopst. "Hi there, little Robin",
lächelt Zoe. Sie erklärt uns, dass die Robins wie
alle neuseeländischen Vögel nicht besonders gut
fliegen können und deshalb ihr Futter, Würmer und
Kerbtiere, aus dem Boden klauben. Die Kleinen wissen genau,
dass Zoe jeden Tag mit einem Stock vorbei kommt und ihnen
ein wenig Wühlarbeit abnimmt. Und sie wissen auch genau,
dass ihnen niemand ein Leid antut die Zutraulichkeit der zarten,
blauweißen Vögelchen ist faszinierend.
Fast noch
faszinierender ist es, als Zoe uns das Nest eines Blauen Zwerg-pinguins
(Little Blue Penguin) zeigt; diese Art nistet relativ hoch
oben im Wald. Für die Elternvögel bedeutet die Kraxelei
zu ihren Jun-gen eine ganz schöne Anstrengung, dafür
sind die Kleinen hier auch sicher vor Möwen und anderen
Räubern. "Ganz langsam bewegen, dann könnt
ihr alle nacheinander mal einen Blick hinein werfen die kennen
das schon." Die Jungen kennen das in der Tat; als ich
mich vorsichtig hinunterbeuge um die drei hellgrauen Flaumkugeln
anzusehen, hebt nur eine von ihnen den Kopf, blinzelt träge
und schläft weiter.
Die Otago Peninsula
nahe der Stadt Dunedin ist ein weiteres Highlight für Naturliebhaber.
Hier kann man eine Vielzahl von Meeressäugern und Seevögeln
beobachten; Hauptattraktionen sind aber die einzige Festland-brutkolonie
von Königsalbatrossen (Royal Albatross) und ein Reservat
für Gelbaugenpinguine (Yellow Eyed Penguin), die es nur
in Neuseeland gibt.
Mit einem
Boot geht es zunächst hinaus bis an die Spitze der Halbinsel.
Es wimmelt nur so von Kormo-ranen, Tölpeln und Möwen,
und wir nähern uns langsam der Albatross-Kolonie.
"Heute
ist es nicht sehr windig; ich glaube nicht, dass wir einen
Albatros fliegen sehen werden, sie brauchen doch ziemlich
viel Auftrieb", meint Cathy, unsere Tour-Leiterin. Plötzlich
zeigt sie aufgeregt nach oben: "Da ist doch einer! Seht
mal!"
Über
uns schwebt majestätisch ein großer Albatros dann
setzt er zur Landung an, und vorbei ist es mit aller Grazie.
Wie ein nasser Sack plumpst er aufs Gras, schüttelt den
Kopf und watschelt zu seinem Jungen, das auf einem Nest aus
Erde thront.
Zurück
nach Dunedin geht es mit dem Kleinbus am Gelbaugenpinguin-Reservat
vorbei. Ein Farmer hat vor einigen Jahren eine seiner Buchten
samt Dünen zur Schutzzone gemacht, als ein paar Pinguine
sich entschlossen, hier zu brüten; Besucher werden durch
ein System von Beobachtungsgräben geführt. Bei unserem
Besuch waren die Jungvögel etwa zwei Monate alt. Wir kommen
ganz leise natürlich bis auf fünf Meter an die Vögel
heran und können auch die Kleinen gut erkennen.
Neuseeland
bietet viele solcher faszinierender, sanfter Naturtourismus-Erlebnisse.
Es ist eine lange Reise bis dorthin. Aber sie lohnt sich.
Weitere
Informationen über die neuseeländische Vogelwelt
finden Sie im Internet:
Unter www.nzbirds.com
gibt es eine ausgezeichnete Übersicht über sämtliche neuseeländischen
Vogelarten mit Abbildungen und hervorragende, auch internationale
Links;
www.kakapo.net,
eine Seite über den Kakapo, den vom Aussterben bedrohten
Eulenpapagei, gibt es auch auf deutsch
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