Der Pirol (Oriolus oriolus)
Franz Kallenborn
Der Pirol ist ein amselgroßer, und der nördlichste
Vertreter einer hauptsächlich in den Tropen verbreiteten
Vogelfamilie. Dem Männchen sieht man seine exotische
Herkunft an. Kein zweiter Vogel besitzt so ein leuchtend
gelbes Gefieder.
Das Männchen ist leuchtend gelb, und hat schwarze Flügel
mit je einem gelben Fleck. Das Weibchen ist unscheinbarer,
schwarz-olivgrün mit heller Unter-
seite, die mit länglichen Streifen versehen ist.
Pirole sind Zugvögel, die den Winter in Afrika am Äquator
verbringen. Bei uns trifft man den Pirol nur noch selten
an. Seine Lebensräume sind Alleen, Feldgehölze,
Grünanlagen und vor allem Laubwälder. Im Blätterdach
der Bäume bekommt man den Pirol nur selten zu Gesicht.
Gewöhnlich treffen Anfang Mai bei uns die ersten Pirole
ein, die man auch in anderen Land-strichen Pfingstvögel
nennt. In Frankreich nennt man sie übrigens Loriot.
Die Männchen kehren meistens etwas früher zurück
als die weiblichen Art-genossen. Dann kann man schon bald
seinen Ruf hören, ein flötenähnlicher Ton,
am besten beschrieben mit räj räj, oder kräk
kräk, und sein Singen dütlio oder bülo bülo.
Der Gesang des Pirols inspirierte auch damals Richard Wagner,
und diente als Vorlage! Und zwar für "Siegfried",
2. Aufzug, 2. Szene, Vogelstimme
aus dem "Waldleben".
Nach der Paarfindung beginnen sie gleich mit ihrem Brutgeschäft.
Die Nester werden hoch im Baum, völlig versteckt in
Astgabeln aufgehängt. Bis ein Nest aus Haaren, Bastfasern
Schafwolle und Moos fertig ist, können 6-10 Tage vergehen.
Die Weibchen legen 3-4 rosafarbene Eier mit schwarzen Flecken.
Die Jungen werden meistens noch lange nach dem Verlassen
des Nestes umsorgt.
Der Pirol bevorzugt hauptsächlich Insekten und deren
Larven, daneben Kirschen, Maulbeeren und andere Früchte.
Im August verlässt uns dieser richtige Exot, und wahrscheinlich
der farbenprächtigste wieder in Richtung Afrika.
Der Pirol wurde zum Vogel des Jahres 1990 gewählt.
Eine Abbildung des Vogels aus dem "Naumann"
finden Sie im Internet.