Rahmenbedingungen der Gruppenhaltung
Zwei wichtige Bedingungen, die das Haltungssystem für eine
Gruppenhaltung erfüllen sollte, sind bereits genannt worden:
Erstens die Möglichkeit, Paare während der Balz und Brut
separat unterzubringen. Zweitens die ausreichende Größe
und die Ausstattung der Voliere oder des Vogelzimmers.
- Volieren- oder Raumgröße
Wohl eines der zentralsten Probleme der Gruppen- und der Papageienhaltung
allgemein ist der für die Papageien zur Verfügung stehende
Raum. Auch bei der Gruppenhaltung gilt natürlich: Je größer,
umso besser. Im konkreten Fall hilft diese Aussage aber wenig.
Mindestmaße liefert das Gutachten zu den Mindestanforderungen
an die Haltung von Papageien: Hier wird für ein Paar Graupapageien
eine minimale Volierengröße von 2m Länge, 1m Breite
und 1m Höhe, d.h. Grundfläche 2m², Rauminhalt 2m³,
vorgeschlagen. Für jedes weitere Paar soll die Grundfläche
um 50% vergrößert werden: Also 3m² für vier
Vögel, 4,5m² für sechs Vögel bei entsprechendem
Rauminhalt von 3m³ bzw. 4,5m³. Dabei ist ein Freiflug
der Tiere nicht zwingend erforderlich.
Mir erscheinen diese Größen für die Gruppenhaltung
nicht ausreichend, da sie zu wenig Ausweich- und Rückzugsmöglichkeiten
bieten, besonders, wenn aggressivere Individuen der Gruppe angehören
sollten.
Zwar haben meine vier Grauen in einer kleinen Außenvoliere
auch bei 2m Höhe nur 2m² zur Verfügung, doch verbringen
sie dort nur vergleichsweise wenige Stunden am Tag und sind auch
eine sehr harmonische Gruppe, in der es wenig Stresssituationen
und Auseinandersetzungen gibt.
Ansonsten bewohnen die vier - zusammen mit sechs weiteren kleineren
Papageien - ein ca. 20m² großes Zimmer bei 40m³
Rauminhalt (2m Höhe).
Bei anderen Gruppenhaltungen wurden 10 bis 12 Vögel auf 25m²
bei über 60m³ Rauminhalt untergebracht. Die Höhe
der Voliere ist da ein wesentlicher Faktor, um genügend Ausweich-
und Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen. Mir erscheint dies
bei der Anzahl der Vögel gerade noch angemessenen.
- Ausstattung
Vielleicht muss auf die Ausstattung, die Gestaltung der Voliere
oder des Vogelzimmers im Sinne einer Strukturierung bei der Gruppenhaltung
noch mehr wert gelegt werden als bei einer paarweisen Haltung. Durch
eine Strukturierung der Voliere können viele Konfliktsituationen
entschärft oder sogar vermieden werden.
Zunächst ist wichtig, einen ausreichenden Flugraum für
die Vögel möglichst im oberen Drittel der Voliere bzw.
des Zimmers freizuhalten. Ausreichend heißt, dass hier auch
zwei oder mehr Vögel Raum zum Fliegen haben.
Es sollte mehrere Kletter- und Landemöglichkeiten geben, die
es den Vögeln auch ermöglichen, einzeln zu sitzen. Möglichst
hoch und dabei in gleicher Höhe angebrachte Äste können
verhindern, dass es Auseinandersetzungen um begehrte Sitz- und Schlafplätze
gibt.
Futterplätze sollten zumindest am Anfang der Gruppenhaltung
stets mehrere vorhanden sein, nach Möglichkeit auch möglichst
weit voneinander entfernt, damit subdominante Tiere in Ruhe fressen
können. Eine Anbringung in unterschiedlichen Höhen und
auch ein Fressplatz am Boden empfehlen sich für die erste Zeit.
Die Schaffung von Versteckmöglichkeiten ist gerade in kleineren
Volieren oder Zimmern oft ein Problem. Leider bieten sich bei Graupapageien
Grünpflanzen nicht zu diesem Zweck an. Trennwände als
Sichtschutz, von der Decke herabhängend, sind eine Alternative:
Diese können z.B. aus Kork bestehen, auch wenn man sie dann
öfters auswechseln muss, oder - haltbarer - aus miteinander
verbundene Ästen und Zweigen. Einem ähnlichen Zweck kann
ein dichtes Ast- und Zweiggewirr dienen.
Bei einer Außenvoliere fungiert auch der Schutzraum als eine
Versteckmöglichkeit.
- Einsetzen
Handelt es sich um eine geplante Gruppenhaltung, so sollte auf ein
ausgewogenes Geschlechter-verhältnis geachtet werden.
Im Allgemeinen empfiehlt es sich, alle Vögel gleichzeitig
in die Voliere oder das Vogelzimmer einzusetzen. Dann haben sich
noch keine Revieransprüche einzelner Tiere gebildet, für
alle Vögel ist die Situation gleich ungewohnt und neu.
Oftmals ist solch ein Vorgehen nicht möglich, weil zu den
vorhandenen Tieren weitere hinzukommen. Eine Möglichkeit ist
dann, die Voliere oder das Vogelzimmer völlig neu zu gestalten,
um so Revieransprüche möglichst aufzuheben.
Auch dies ist oft nur in Grenzen machbar, da sich irgendwann eine
optimale Gestaltung und Strukturierung entwickelt hat und eine Neugestaltung
stets auch eine Verschlechterung beinhaltet. In solchen Fällen
muss man sich mit Kleinigkeiten wie neuen Ästen am Kletterbaum
zufrieden geben.
Die zweite Möglichkeit besteht darin, den vorhandenen Vogelbestand
wenigstens für einige Stunden aus dem Zimmer oder die Voliere
zu nehmen und den Neuzugang einzusetzen, so dass er die Möglichkeit
hat, sich zu orientieren. Dann kann man einzeln die Papageien wieder
zurücksetzen. Besteht eine erkennbare Rangordnung bei den
Vögeln, beginnt man mit den rang-niedrigeren Tieren und setzt
den ranghöchsten Vogel zuletzt ein.
- Hygiene
Bei der Gruppenhaltung steigt die Gefahr, dass es zu einer Ansteckung
von einem Vogel auf den anderen kommt. Die Hygiene ist deshalb sehr
wichtig. Mir scheint dies aber eigentlich kein besonderes Problem
oder gar ein Nachteil der Gruppenhaltung zu sein, gehört dies
doch zu den Selbstverständlichkeiten der Papageienhaltung
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