Zum Keimen eignen sich alle unbehandelten Körner und Saaten,
gute Qualität ist Voraussetzung, das Futter sollte mindestens
zu 80 Prozent keimfähig sein.
Spätestens nach der Einweichzeit sollten alle oben schwimmenden
Körner abgeschöpft werden, gesunde und nicht beschädigte
Körner gehen im Wasser unter, oben schwimmende Körner
keimen nicht mehr und fangen nur zu faulen an.
Zum Einweichen sind für ein Teil Samen ca. 2 bis 3 Teile Wasser
notwendig.
Da die verschiedenen Saaten unterschiedliche Keim- bzw. Einweichzeiten
haben, sollten möglichst Samen mit annähernd gleicher
Keimzeit verwendet werden. Die Einweichzeit beträgt im Durchschnitt
ca. 6 bis 8 Stunden, ölhaltige Samen, wie z. B. Leinsamen,
benötigen nur eine Einweichzeit von 4 Stunden.
Oft werden die Samen viel zu lange eingeweicht. Da sie nur begrenzt
quellfähig sind, ist nach einer gewissen Zeit die Sättigung
erreicht. Lässt man sie länger einweichen, riskiert man
nur, dass das Futter sauer wird und zu gären anfängt.
Wichtig ist bei der Zubereitung von Keimfutter auf Hygiene zu achten.
Die Samen müssen nach dem Einweichen feucht, aber nicht nass
gehalten werden. Wenigstens zweimal am Tag müssen sie gut abgespült
werden. Ferner müssen die Samen ausreichend Ausdehnungs-möglichkeiten
haben und die Temperatur sollte einigermaßen gleichbleibend
sein.
Das fertige Futter sollte innerhalb weniger Stunden verzehrt werden,
da es rasch verdirbt.
Der Unterschied zwischen Sprossen und Keimling:
Sprossen sind gespriesstes Saatgut von Gemüse, Getreide, Nüssen,
Hülsenfrüchten, Gewürzen usw. Oft wird auch der Begriff
Keimling gebraucht, der so nicht richtig ist. Denn der Keimling
ist inaktiv; erst durch Wasser, Licht und Sauerstoff beginnt er
zu sprießen; es entstehen Sprossen oder Knospen.
Das Aufbrechen der Keimspitzen hängt von den einzelnen Saaten
und der Raumtemperatur ab.
Für den Keimprozess sind wichtig:
Wasser
Ein Samenkorn ruht und seine Lebensprozesse sind auf ein
Mindestmaß beschränkt, es befindet sich in einem Zustand
des latenten Lebens, die Atmung ist gering, in ihm sind sämtliche
Reservestoffe für den Aufbau einer neuen Pflanze gespeichert.
Die Aufnahme von Wasser (Quellvorgang) ist eine Voraussetzung für
die Wiederaufnahme einer normalen Lebenstätigkeit und die damit
verbundene Quellung des Zellplasmas. Eine weitere Voraussetzung
ist die Mobilisierung der Reservestoffe. Durch den Quellvorgang
steigt nicht nur das Volumen, sondern es werden für den Keimprozess
wichtige Enzyme aktiviert, die gespeicherten Nährstoffe werden
in eine nutzbare Form umgewandelt. Zu den wichtigsten Enzymen gehört
die Diastase, die die gespeicherte Stärke zu Zucker umwandelt.
Es finden mehrere Ab-, Um-, und Aufbauprozesse statt.
Sauerstoff
Neben dem Wasser kommt einer ausreichenden Sauerstoffversorgung
bei der Keimung eine nicht zu unterschätzende Rolle zu. Also,
Wasser macht die Schale des Samens für Sauerstoff durchlässig,
so dass das Samenkorn zu atmen beginnt.
Temperatur
Die Temperatur ist wichtig für den Keimverlauf und
die Keimdauer. Die optimale Temperatur liegt bei ca. 20 - 22 Grad,
höhere Temperaturen beschleunigen den Keimprozess.
Licht
Das Licht als stimulierender Faktor wird in der Regel überschätzt,
es übt keinen direkten Reiz aus.
Vorgänge beim Keimen
Die chemischen Veränderungen des keimenden Samenkorns bringen
mächtige Enzyme in Gang, die in einem späteren Wachstumsstadium
nie mehr übertroffen werden.
Während des Keimvorgangs kommt es neben wichtigen anderen
Prozessen auch zu einer Neusynthese der Vitamine. Beim Sprießen
von Getreide nimmt der Vitamingehalt zwischen 50 bis 600% zu. Je
nach Art ist der höchste Vitamingehalt gewöhnlich 50 bis
96 Stunden nach Beginn des Keimens erreicht. Keimlinge liefern besonders
große Mengen an Vitamin C und B-Vitaminen, erhebliche Mengen
auch an Vitamin A und E.
Beispiel: Beim Weizenkorn verdoppelt sich das Gewicht nach dreitägigem
Keimen.
Nach vier Tagen ist der Gehalt an Vitamin E um 300% erhöht,
bei einigen Vitaminen des
B-Komplexes um 20 bis 600%.
Vitamine
- Vitamin C - (gut für das Immunsystem), wird in den
Nieren der meisten Vögel gebildet,
- Vitamin B1 - (Leber- und Nervenfunktion),
- Vitamin B2 - (ist für den gesamten Stoffwechsel
notwendig),
- Niacin - (wichtig für den Stoffwechsel und Nerven),
- Biotin - (wichtig für Haut und Federn), ein gewisser
Teil wird bei Vögeln im Darm durch Mikroorganismen gebildet,
- Carotin - (Vit. A - wichtig für die Augen, Haut,
Schleimhaut) und
- Vitamin E - (wichtig für Zellschutz und Immunsystem,
Funktion der Geschlechtsdrüsen, Muskelstoffwechsel). Vögel
haben einen höheren Vitamin-E-Bedarf als Säugetiere.
Den höchsten Vitamingehalt enthält das Keimfutter, wenn
die Spitzen aufzubrechen beginnen, also höchstens 1 - 2 mm
lang sind. Läßt man sie weiter wachsen, bilden sich Bitterstoffe
zum Schutz der jungen Pflanze, und das Keimfutter wird nicht mehr
gern gefressen. Gerste und evtl. auch einige Grassorten bilden Hordenin.
Hordenin ist ein Alkaloid (Alkaloide sind stickstoffhaltige Verbindungen,
die meisten sind giftig und dienen den Pflanzen wohl zum Fraßschutz),
es ist verwandt mit Ephedrin und Meskalin.
Während des Keimprozesses vermehren sich innerhalb weniger
Stunden Enzyme, Stärke wird in Zucker umgewandelt, Eiweiß
wird in seine Bausteine (Aminosäuren), Fette werden in Fettsäuren
zerlegt, und Mineralstoffe werden gelöst. Der Vitamingehalt
steigt sprunghaft an, Phytinsäure wird abgebaut und somit werden
Spurenelemente und Mineralstoffe (Eisen, Zink, Calcium) im Darm
besser aufgenommen.
Durch die Spaltung der Kohlehydrate unter dem Einfluss von Enzymen
sinkt beim Keimprozess auch der Fettgehalt, was bedeutet, dass der
Kaloriengehalt des Korns sinkt.
Des Weiteren wird das Eiweiß beim Keimprozess so verändert,
dass es leichter verdaulich wird.
Keimfutter ist also eine vitaminreiche, kalorienärmere Abwechslung
zum normalen Körnerfutter und wird von den Vögeln sehr
gern gefressen.
Eine bebilderte Anleitung zur Herstellung von Keimfutter finden
Sie hier.
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