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Natürlicher Nestbau von Ringelamadinen (Stizoptera bichenovii bichenovii)
von Ulrike Becker (33933)
 
Bereits 1996 hielt ich in einer 200x100x60cm (BxHxT) großen Zimmervoliere Gouldsamadinen. Zusätzlich wollte ich noch andere australische Prachtfinken dazu haben und so kam ich auf Ringelamadinen. Ihr Aussehen in der Farbzusammenstellung schwarz-weiss-braun sowie die Tatsache, dass sie hauptsächlich von Körner leben, ließ mich 1998 vier Tiere anschaffen. Darunter befand sich 1 Paar, die anderen beiden Tiere stellten sich später als Weibchen heraus. Alle wurden bei den Gouldsamadinen in der Zimmervoliere untergebracht. Es gab keine Probleme.
Ringelamadinen
   
Nach einem halben Jahr hängte ich für die Ringelamadinen zwei der im Handel erhältlichen Exoten-Nistkörbchen ein. Diese wurden von den Ringelamadinen gerne zur Übernachtung angenommen, die Gouldsamadinen interessierten sich nicht sonderlich dafür.

Das Ringelamadinenpaar trug nach einiger Zeit Kolbenhirse-Stengel ein, so dass ich zusätzlich glatte Kokosfasern reichte. Das Körbchen wurde damit ausgekleidet und kurz drauf lagen fünf Eier drin, die aber nicht befruchtet waren. Nach einer nochmaligen Brut 6 Wochen später, die auch nichts brachte, nahm ich die Nester aus der Voliere.
In 1999 hängte ich noch einmal Nistkörbchen ein. Dieses Mal zog das Ringelamadinenpaar bei der ersten Brut ein und bei der zweiten Brut fünf Junge groß. Damit war die Brutsaison 1999 auch zu Ende.

Anfang Juli 2000 quartierte ich das Paar zur Brut in eine separate, etwas kleinere (70x140x60cm, BxHxT) Zimmervoliere um. So hatten die Tiere Ruhe vor den anderen Mitbewohnern. Ich hatte nämlich etwas Besonderes mit ihnen vor: Der Nestbau sollte dieses Mal nicht zu einfach sein.
Statt eines Exotennistkörbchens befestigte ich am hinteren Volierengitter mittels einer dicken Hanfschnur einen Haselnusszweig mit dünnen Ästchen. Einen großen Teil der noch am Zweig befindlichen Blätter entfernte ich.

Dieses Gebilde wurde von den beiden Ringelamadinen sehr interessiert begutachtet und bald ausgiebig ausgetestet. Sie turnten zwischen den Astquirlen herum, nahmen ein Ende der Hanfschnur in den Schnabel und wollten sie wegtragen. Als das nicht klappte, wurde versucht, die Schnur in den Ästchen zu verbauen.

Morgens vor dem Gang zur Arbeit legte ich daher einige Kokosfasern auf den Volierenboden. Als ich abends wiederkam, hatten die beiden die Kokosfasern erst einmal lose in die Astquirle gewickelt.

Die ganze Angelegenheit war aber sehr instabil und landete bald wieder auf dem Volierenboden. Ich schlang ein Ende der Hanfschnur noch einige Male um die Ästchen.

Am nächsten Morgen legte ich weitere Kokosfasern in den Käfig. Abends waren diese als stabiles Fundament mit den Astquirlen und den Hanfschnurenden verbunden. Innerhalb der nächsten zwei Tage bauten die beiden Ringelamadinen ein wunderschönes, kompaktes Kugelnest. Es war fest in den Astquirlen verankert. Einige Fasern wurden als "Sichtschutz" oberhalb der Einflugsöffnung eingebaut. Angebotene Scharpie zum Auspolstern des Nestes wurde nicht angenommen. Es wurde im Nest übernachtet.

Zuerst wurden die Kokosfasern nur lose auf die Astquirle gelegt. Dies war aber instabil.

 

Das Fundament aus Kokosfasern ist fertig und fest verankert. Jetzt kann es weitergehen.
   
Da sich das Paar alleine in der Voliere befand, konnte ich jetzt auch besser die Balz beobachten: Der Hahn packte eine lange Kokosfaser an einem Ende, flog damit auf einen Ast, richtete sich steil auf und unter Wenden des Oberkörpers nach rechts und nach links hüpfte er gleichzeitig auf und ab. Zwischenzeitlich flatterte er wie ein Jungvogel, der gefüttert werden will. Während der ganzen Zeit ließ er sein nörgeliges Lied hören. Setzte sich das Weibchen neben ihn, ließ er den Halm fallen, pickte nach ihr und beflog sie dann einige Male.
   
Bald lag das erste Ei im Nest. Die Nestkontrolle gestaltete sich im Gegensatz zu der bei der Brut in den Exoten-Nistkörbchen etwas schwieriger: Die Bruthöhle lag sehr tief und die "Sichtschutz-"fasern am Eingang erschwerten die Einsicht. Außerdem war das Ringelamadinenpaar sehr scheu, so dass ich weitere Kontrollen unterlassen musste.

Fünf Eier wurden gelegt, nach 14 Tagen schlüpften zwei Junge. Diese wurden liebevoll gefüttert und wuchsen schnell heran. Schließlich war es so weit, sie im Alter von acht Tagen mit AZ-Ringen zu versehen. Jetzt zeigte sich ein weiterer Nachteil des selbstgebauten Nestes: Während ich bei den herkömmlichen Bruten in den Exoten-Nistkörbchen dieses abhängen, aus der Voliere nehmen und die Jungen in Ruhe beringen konnte, ging das nun nicht mehr.

Die Zuchtvoliere ist mehr hoch als breit, also teilte ich in halber Höhe die Voliere mit einem Tuch ab: Die Elterntiere befanden sich jetzt unterhalb der Abtrennung. Oberhalb konnte ich nun die große Volierentür öffnen und die beiden Jungvögel nacheinander aus dem Nest holen und beringen. Anschließend legte ich sie zurück und entfernte die restlichen tauben Eier.

Die durch das Reingreifen etwas aus der Fasson geratene Nestöffnung drückte ich wieder zusammen. Dann nahm ich das Tuch wieder aus der Voliere. Die Elterntiere gingen sofort wieder ins Nest die Jungen füttern.

Zwei Wochen später waren die Jungen flügge und wurden von beiden Elterntieren gefüttert. Nach einigen Tagen aber nur noch vom Vater, die Henne saß wieder auf einem neuen Gelege. Nachts verschwand die ganze Familie im Nest.

Dies ging aber nicht lange gut und die Eltern warfen ihre Sprösslinge abends regelrecht aus dem Nest, was diese aber nicht hinderte, doch immer bei den Eltern übernachten zu wollen.

Eine Ringelamadine vor dem Nesteingang.
Das selbstgebaute Nest ist fertig, Eier gelegt. Es wird gebrütet
 
Als die Eltern bereits wieder auf einem neuen Gelege saßen, wird den Jungen eine eigene Nisthöhle abgeteilt. So sah das Nest nach der Brutsaison aus
 
Dann fiel mir auf, dass der Hahn wieder emsig am Nest "werkelte". Kurze Zeit später sah ich den Grund seiner Bautätigkeit: Er hatte das Nest unterteilt. Jetzt übernachteten die Eltern auf dem neuen Gelege in der alten Bruthöhle und die beiden Jungtiere im "Kinderschlafzimmer". Die beiden entwickelten sich zu einem prächtigen Paar.

Schlussbetrachtung

Mich erstaunte doch, dass die Tiere nach so langer Haltung und Zucht in menschlicher Obhut nicht verlernt hatten, selber ein Nest zu bauen. Man sollte seinen Schützlingen die Gelegenheit dazu geben, um dieses Wissen genetisch immer wieder aufzufrischen.

Es gibt auch einige nicht abstreitbare Nachteile (Nestkontrolle, Beringung), wenn man die Tiere nicht in den herkömmlichen Nistkörbchen züchtet - aber es kann auch nicht schaden, die Naturbrut einmal auszuprobieren. Ich werde jedenfalls meinen Vögel nach wie vor die Möglichkeit dazu bieten.

   
   

 


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