Seit die ersten Hochkulturen vor Tausenden von Jahren empor stiegen,
verehrte der Mensch Höheres, blickte auf zu seinen "Göttern".
Selbst in unserer aufgeklärten Zeit ist Gott für viele
Menschen noch immer allgegenwärtig. Doch die Götterwelt
der alten Kulturen war reich an vielgestaltigen Ehrenträgern,
und viele von ihnen wurden durch Vögel verkörpert.
Nicht nur die Religion wurde von Vögeln bereichert, sondern
auch die Geschichten der Völker, von denen ich einige erzählen
möchte...
Warum Vögel?
Warum aber wurden gerade Vögel so häufig zu Gestalten
der Götter- und Sagenwelt gemacht? Nun, die Antwort ist denkbar
einfach, der Vogel verkörpert Freiheit, Schnelligkeit und Kraft.
Noch heute staunen die Menschen über den flinken Flug der Amsel
oder das kraftvolle Herabstoßen eines Falken, und nicht minder
so war es im Altertum.
Götter in Vogelgestalt
Vogelgestaltige Götter gab es in nahezu allen Hochkulturen,
als besonders einfallsreich in dieser Hinsicht erwies sich aber das
ägyptische Reich.
Ihr Hauptgott und Herrscher der Götterwelt war Horus, der
mit dem Haupt eines Falken dargestellt wurde und wohl zu den bekanntesten
ägyptischen Göttern zählt.
Bild 1: Horus, Herrscher der ägyptischen
Götterwelt
Eine sehr schöne Überlieferung zu Horus lautet, dass er
seine Flügel als Himmel über die Erde breitet, den Planeten
mit seinen Krallen hält, während sein rechtes Auge die
Sonne und sein linkes Auge den Mond darstellt. Aus dieser Darstellung
wird klar, welchen Stellenwert die alten Ägypter dem Falken
als Göttersymbol einräumten.
Der Ibis (Threskiornis aethiopica), ein afrikanischer Sichlervogel,
der noch heute als heilig verehrt wird, hatte ebenfalls einen wichtigen
Rang in der ägyptischen Götterwelt inne.
Er verkörperte den Schreiber des Totengerichts, Thot, der darüber
entschied, ob ein verstorbener Pharao in den Himmel aufsteigen durfte
oder aber in die Hölle verbannt wurde.
Bild 2: Thot, der Schreiber des Totengerichts
Reihervögel schienen im alten Ägypten allgemein
besonders verehrt zu werden, was auch das Beispiel des Göttervogels
Benu zeigt, der in der Gestalt eines Seidenreihers (Egretta garzetta)
dafür zuständig war, die Seele des verstorbenen Pharaos
auf seinen Fittichen ins Jenseits zu bringen. Heute gilt Benu als
die "Stammform" der modernen Phoenix-Sage, die ich später
ansprechen werde.
Bild 3: Der Seidenreiher verkörpert
den Göttervogel Benu
Selbst der ansonsten oft verachtete Aas- oder Gänsegeier (Gyps
fulvus) hatte im antiken Ägypten eine göttliche Rolle
inne, denn durch ihn wurde die Göttin Mut, die göttliche
Mutter des regierenden Pharaos, verkörpert.
Viele weitere ägyptische Götter wurden ebenfalls durch
Vögel symbolisiert, doch eine Besprechung all dieser würde
den Rahmen dieses Artikels sprengen.
Doch nicht nur im alten Ägypten waren göttliche Vögel
vertreten, einer der bekanntesten, vogelgestaltigen Götter
war der Inka-Kriegsgott Quetzalcoatl, auch bekannt als die gefiederte
Schlange.
Quetzalcoatl erschien laut Überlieferungen als grüne Federschlange
im südamerikanischen Wald, um den Inka-Priestern die Nachricht
zu überbringen, einen neuen Krieg zu beginnen und dabei Feinde
zu Ehren der Götter zu opfern.
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