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  Vogelfutter vom Straßenrand sammeln?
Geschrieben von Silja
 
 

Immer wieder wird die Frage konträr diskutiert, wie stark Futterpflanzen von Straßenrändern schadstoffbelastet sind und damit eine Gefahr als Vogelfutter darstellen. Die gängige Meinung ist, dass man diese Bereiche eher bei der Futterbeschaffung meiden solle. Aber es gibt auch Empfehlungen (z.B. von Rosemary Low), dass die Straßenränder gar nicht so stark schadstoffbelastet seien, wie man meist annimmt.

Man muss bei dieser Argumentation allerdings sehr genau differenzieren nach der Art der Schadstoffe und deren Ausbreitungsmechanismen. Zum Teil hat z.B. Rosemary Low gar nicht so unrecht, allerdings nur bestimmte Stoffe betreffend. Ohne allzu sehr in physikalische Details zu gehen, wird im Folgenden versucht darzustellen, welche Schadstoffe auf welche Weise die Futterpflanzen in Straßennähe belasten:

Rein von der physikalischen Ausbreitung der gasförmigen(!) Schadstoffe ist die Flora an der Straße u.U. nur bedingt höher belastet. Zur Schadstoffausbreitung von gasförmigen Substanzen spielen sehr viele Faktoren eine Rolle, z.B. die Geländeform (anschaulich in einem Talkessel), Windrichtung, -stärke, Grad der Verwirbelung, Temperaturen (z.B. auch des Asphaltes, so dass ein nicht zu unterschätzender Aufwind entsteht). Auch das Wetter spielt neben dem Wind eine entscheidende Rolle, sobald zur gasförmigen Phase eine weitere Phase, nämlich Wasser in flüssiger Form als Tropfen (Regen, Nebel, Tau) dazukommt, liegen bereits völlig veränderte Bedingungen vor.

Die Ausbreitung dieser gasförmigen Schadstoffwolke zu bestimmen, ist eine hochkomplexe Aufgabe. Unter günstigen Bedingungen und starken, aber professionellen Vereinfachungen lässt sich die Ausbreitung relativ sicher abschätzen. Häufiger sind aber die Fälle, in denen die Berechnungen zu stark ins Nichtlineare (also bereits in den Bereich der Chaostheorie) laufen. Dann wird selbst eine stark vereinfachte Abschätzung äußerst ungenau und meist unsinnig. Und so ist zum Teil wirklich nicht die direkte Nachbarschaft am stärksten von den gasförmigen Schadstoffen betroffen, teils wird diese Wolke von der eigentlichen Quelle wegtransportiert in durchaus weiter entfernte Gebiete (wo wir dann u.U. unsere Gärten haben und in bester Absicht unsere Geier-Zweige schneiden...) Aber, wie oben erwähnt, dabei spielt die Geländeform eine entscheidende Rolle. Meist sind vielbefahrene Straßen und gerade auch mehrspurige Trassen hinter Wällen abgeschirmt, bzw. von Hecken und Knicks gesäumt. Dies verhindert dann natürlich zum großen Teil die Verbreitung, so dass durchaus der Grossteil der Emissionen in der unmittelbaren Umgebung verbleibt.

Ein weiteres, sehr wichtiges Argument spricht allerdings unbedingt gegen straßennah gepflücktes Vogelfutter: die Partikel-Emission, vor allem von Ruß-Agglomeraten.

Rußpartikeln haben ein relativ hohes Gewicht, was die Mitnahme durch Luftturbulenzen erschwert, so dass sie sich in der nahen Umgebung ablagern! Und diese Teilchen sind nachgewiesen cancerogen, nicht allein für unsere Geier, sondern auch für den Menschen krebserregend. Rußablagerungen lassen sich leider auch nicht mal locker mit dem Gartenschlauch abspülen, denn sie sind nicht wasserlöslich. Dies macht auch einen Teil ihrer Gefährlichkeit aus: kleine Agglomerate sind lungengängig, d.h. sie werden in die Lungen mit eingeatmet, können dort aber nicht mehr vom Körper ausgeschieden werden. Die Lungen können sie weder durch Lösen im Schleim ausscheiden (sie sind nicht wasserlöslich), noch mechanisch ausstoßen, denn dafür sind sie zu groß und haften gut im Gewebe.

Neben der Lungengängigkeit werden andere chemische Verbindungen leicht an die Rußmoleküle gebunden. So werden weitere giftige und cancerogene Substanzen über die Rußpartikeln in die Lunge, vor allem aber beim Abknabbern in den Verdauungstrakt eingeschleust.

Diese Ruß-Problematik ist übrigens auch der Grund für die Forderung an die Automobil-Industrie, endlich Rußfilter in die Abgasanlagen bei Dieselmotoren zum Standard zu machen!

Mein Rat als Strömungsmechaniker ist daher:
Konsequent kein Futter vom Straßenrand und von Parkplatzrändern!

 
 

 


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