Start |

Archiv / Download | Fotoecke | Bastelecke | Links |    
Gästebuch | Redaktion | Impressum |
   

Das Welli-Leben in der Voliere "Birdcage"
geschrieben von Nicole Loof

Wellensittiche sind gesellige Tiere, die ihre Heimat vorwiegend in Australien haben. Sie leben dort in einem großen Schwarm, in dem einige die Wächterrolle übernehmen, während die anderen gerade fressen, trinken oder brüten. Und damit wären wir auch beim Thema: Koloniebrut von Wellensittichen.

Ich selbst lasse meine Wellensittiche in einer Kolonie brüten. Viele sagen, dass das zu risikoreich wäre. Klar gibt es da das Risiko von Verletzten durch streitsüchtige Hennen. Daher ist hier größte Wachsamkeit geboten.
Es gibt aber auch Vorteile, die ich nicht missen möchte. Vielleicht kommt der eine oder andere dann auch auf den Geschmack, wenn er diesen Artikel liest.

Punkt 1:
Ich habe beobachtet, dass Wellensittiche viel mutiger sind, sobald sie sich in Gesellschaft von anderen befinden. Sie probieren gerne aus und beobachten und machen da vor uns Menschen keinen Halt.

Punkt 2:
Diese Wellensittiche akzeptieren einen eher als ihresgleichen und haben weniger Angst. Wenn man sie zum Brüten in einen Käfig einsperren würde, vermute ich, dass sie dann wohl eher Angst bekämen, als wenn sie in Ruhe gelassen werden. Es wird auch schwieriger sein, sie im Käfig zur Brut zu animieren.

Punkt 3:
Ich habe beobachtet, dass die jungen, unerfahrenen Sittiche in die Kästen reinschauen, die schon von den älteren besetzt sind. Und deren erste Brut klappt meist auf Anhieb. Also vermute ich, dass die Jungen von den Alten lernen.

Wellensittiche - Unterrichtsstunde

Unterrichtsstunde

Punkt 4:
Die anderen Wellensittiche kümmern sich mit um die Jungen, sobald sie flügge werden und das Nest zum ersten Mal verlassen.
Das Gelege
Wellensittiche sind es von Natur aus gewohnt in Kolonien zu brüten. Sie legen ihre Eier in Baumhöhlen ohne Nistmaterial ab. In der Gefangenschaft jedoch werden zum Brüten Nistkästen aufgehängt.

Es gab bei mir und anderswo auch schon Fälle, in denen mehrere Weibchen zusammen in einer Höhle gebrütet hatten. Die Weibchen formen sich die Mulde und die Öffnung so, wie es ihnen am bequemsten erscheint. Daher entwickeln sie in der Brutstimmung einen übermäßigen Knabbertrieb, und die Luke wird dann gleich mit vergrößert.

Meistens werden 3-5 Eier in einem Abstand von 2 Tagen gelegt. Mehr oder weniger sind auch möglich, nur bei mehr kommen meist nicht alle Jungen durch. Das Männchen ist für die Futterbeschaffung zuständig. Das Weibchen nimmt das Futter entweder an der Luke entgegen oder kommt aus der Höhle heraus. Die Notdurft wird meist gesammelt und später an einer entfernteren Stelle abgelassen. So braucht das Weibchen nicht so oft aus dem Kasten, da sie ja die Eier wärmen muss. Dieser Kothaufen ist daher viel größer als normal.
Nach 18 Tagen Brutzeit schlüpft das erste Küken. Die anderen folgen dann im Abstand von jeweils 2 Tagen.

Wellensittiche, frischgeschlüpft

Die ersten Küken

Die Aufzucht…
…wird meist am Anfang von den Hennen alleine übernommen. Der Vater besorgt jetzt das Futter für die ganze Familie. In seltenen Fällen ist das Männchen zu Beginn bei der direkten Fütterung der Jungen beteiligt. Mit dem Schnabel klopft er am Kastendeckel, damit die Henne hervorkommt. Dann wird das Futter an der Luke übergeben. Die vorverdauten Körner werden dann an die Jungen weitergereicht. Später sind die Jungen in der Lage selbst das Futter an der Luke entgegenzunehmen. Zu dem Zeitpunkt haben sie schon ihr Daunenkleid und die ersten Federn, so dass sie von der Mutter auch mal alleingelassen werden können. Die Henne bleibt aber immer in der Nähe, damit sie im Notfall die Jungen verteidigen kann.

Wellensittich-Mutter mit Jungen

Die Mutter mit ihren Jungen

Das Erwachsenwerden.
Nach ca. 30 Tagen verlassen die Jungen den Kasten und werden vom Vater angelernt. Durch Rufe lockt er die Jungen, damit diese animiert werden die Flügel auszuprobieren. Zur Not wird auch ein Junges von der Stange geworfen, damit es Fliegen übt.

Das Männchen übernimmt jetzt die Fütterung und ist außerdem Lehrer in Sachen Fressen. Er zeigt den Jungen, wo sie etwas zu fressen finden. Dazu gehört auch die Information: "Was kann man überhaupt fressen?" und "Wie frisst man das?".

Werden die Jungen zu früh abgegeben, fehlt ihnen oft diese Information. Das ist einer der Hauptgründe, warum viele Wellis kein Obst oder Salat anrühren.

Bei mir werden die Jungen erst abgegeben, wenn sie futterfest sind. Oft sogar erst, wenn sie die erste Neugierde gegenüber dem Menschen zeigen, sprich auf die Hand kommen. Zwar werden die Jungen schon in der Wachstumsphase von mir in die Hand genommen, aber sobald sie flügge werden oder in die erste Mauser kommen, haben sie meist jedoch andere Dinge im Sinn.

Dann wird oft vergessen, dass die Hand harmlos ist, oder sie haben keine Lust. Erst, wenn sie die anderen sehen, wie sie auf mir herumtollen, werden sie neugierig.

   
Der Wellensittich-Vater bei der Fütterung Der Wellensittich-Vater beim Animieren Jungwellis
Der Vater bei der Fütterung Der Vater beim Animieren Jungwellis
     
   
Das Welli-Leben in der Voliere "Birdcage" Teil 2

Neuerdings konnte ich endlich mal miterleben, wie toll es sein kann, wenn zwei brütende Hennen sich verstehen. In meinem besonderen Fall hat es sich wie folgt zugetragen:

Das Paarbrüten

Ein Weibchen meiner Truppe, namens Fünkchen, schien immer ziemlich abseits zu stehen. Ständig schien sie allein dazusitzen, ohne Freunde. Als ich dann schließlich im Sommer die Nistkästen platzierte, habe ich zum ersten Mal Hobelspäne mit in die Kästen gegeben, zwecks Brutanimierung. Es hat auch hervorragend geklappt, die ersten waren gleich dabei die Späne rauszuschaufeln. Fünkchen schien es dann besonderen Spaß zu machen. Sie schaufelte gleich mehrere Kästen hintereinander frei. Kaum hatte sie einen Kasten verlassen, wurde dieser durch eine andere Henne besetzt. Mir schien es, als ob sie sie als ihre Putzfrau eingestellt hätten, denn sie waren alle ziemlich lieb zu ihr. Normalerweise werden fremde Weibchen gleich aus dem näheren Umkreis des Nistkastens verscheucht.

Eine Henne mit dem Namen Penny ließ sie sogar mit zu sich in den Kasten. Irgendwann bei der Kontrolle bemerkte ich, dass beide immer noch zusammen im Kasten saßen. Und als ich genauer hinsah, lagen da zwei Eier. Na ja, dachte ich, sie wollte wohl Gesellschaft. Ich beobachtete die beiden weiterhin. Ich stellte fest, dass Fünkchen inzwischen einen Partner hatte und beide am Brüten waren. Sie teilten ihre Eier regelrecht auf. Hatte eine aber mal den Kasten verlassen, wurden die Eier zusammen geschoben, damit sie nicht kalt werden. Sobald beide wieder im Kasten waren, wurden die Eier wieder aufgeteilt. Leider konnte man so nicht mehr feststellen, wem die Eier gehörten. Penny und Fünkchen kuschelten sich aneinander und kraulten sich gegenseitig.

Wellensittichhenne beim Brüten

Penny beim Brüten

Schließlich kam der große Moment. Das erste Küken schlüpfte. Ich befürchtete schon, dass eine der Hennen aus Eifersucht aggressiv gegenüber den Küken reagieren könnte. Aber, oh Wunder, beide kümmerten sich rührend um den Nachwuchs. Wenn Penny fütterte, machte Fünkchen die kleinen Schnäbelchen sauber. Die beiden Küken gediehen prächtig.

Die Liebe, die ihre Mütter ihnen mit gaben, spiegelte sich in ihrem Verhalten wieder. Jetzt sind die beiden fast flügge und so anhänglich und verschmust, sie lassen sich auf meiner Schulter überall hin schleppen. Sogar durch den Garten in die Wohnung. Setze ich sie ab, versuchen sie gleich wieder auf meinen warmen kuscheligen Pullover zu kommen.

Wellensittichhenne mit Jungen

Fünkchen mit den Jungen

Jetzt wurde es leider etwas eng in dem Kasten und Penny schaute immer bei den anderen rein, ob hier evtl. was frei wäre. Also habe ich einen weiteren Kasten aufgestellt, gleich neben dem mit den Küken. Dieser wurde auch sofort von Penny angenommen. Und immer noch teilen sich Fünkchen und Penny die Kästen. Während die eine sich um die Küken kümmert, die ja schon fast flügge sind, bereitet die andere die neue Brutstätte vor. Es sieht ganz so aus, als ob sie warten würde, damit beide wieder zusammen brüten können.

 

 


Mitglied bei der Bannerwelt